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© Kühn, 2001, V.2.1 Wie ist einer SchülerIn mit Aufmerksamkeitsproblemen zu helfen?
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Wie ist einer SchülerIn mit Aufmerksamkeitsproblemen zu helfen?

Von Judie Gade, ADHD-Beraterin (Australien)

(PDF Download im PDF-Format, ca. 93 Kb)

Ein Kind im Klassenzimmer zu haben, das Aufmerksamkeitsschwierigkeiten hat, beeinflußt nicht nur das Lernen anderer aufmerksamer Kinder, die sich unter Kontrolle haben, sondern kann auch auf viele Weisen Druck auf die LehrerIn ausüben.

Möglicherweise gibt es ein Kind, das die LehrerIn so wütend macht, dass sie sogar Schwierigkeiten hat, höflich zu dem Kind zu sein? Darin liegt ein wirkliches Problem, das zwei Seiten hat: eine genervte LehrerIn, die keine Kontrolle mehr über ihre Gefühle für das Kind hat, das Hilfe benötigt, und Stress, der auf das Kind wirkt, der zu ernsten Implikationen in der Zukunft führen kann. So wird das Problem von Hilfe erheblich erschwert, um solch ein Kind zu gewinnen.

Aber LehrerInnen sind auch nur Menschen!
Es gibt jedoch noch ein anderes Problem, das sogar noch schlimmer ist als eine LehrerIn, deren Bemühen erfolglos bleibt: die LehrerIn, die nicht glaubt, dass es so etwas wie "Aufmerksamkeitsstörungen" gibt und die meint, dass Kind müsse sich "nur stärker anstrengen", oder "sich zusammenreissen", wie es auch in anderen Stunden zu sehen ist.

Kinder, die in diese Kategorie passen, sind nicht für das Schulwesen gemacht, wie es jetzt ist. Sie benötigen kleine Klassen mit wenig Ablenkungen. Klassen, in denen sie mehr in ihrem eigenen Tempo lernen können. Offensichtlich kann ein offizieller Lehrplan hier nicht funktionieren. Also, was gibt es für Ansätze, die im Klassenzimmer helfen können?

Erst einmal ist ein Verständnis für Aufmerksamkeitsstörungen notwendig, für die verschiedenen Erscheinungsformen, der damit zusammenhängenden Probleme, usw. Eine Studie der australischen Bundesregierung in Betracht ziehend, die angibt, daß ein Durchschnitt von 11,2% von australischen SchülerInnen mit ADHD diagnostiziert sind, ist es notwendig, sich mit der Vielzahl der Probleme vertraut zu machen, die diesen Kindern gegenüberstehen... und ihnen HOFFNUNG zu geben.

Merkmale: DIESE TRETEN REGELMÄSSIG AUF!

  • Unvorsichtige Fehler in Schularbeiten
  • Unruhe
  • schliesst sich aus/scheint keine Notiz zu nehmen
  • chronisches Zaudern/Verzögern
  • Mühe beim Beginnen und Beenden von Aufgaben
  • schlechte Arbeitsorganisation
  • verliert ständig Sachen
  • leicht abgelenkt durch unwesentliche Reize
  • schlechtes Kurzzeitgedächtnis
  • findet es schwierig, still zu sitzen, es sei denn, es ist etwas, das wirklich interessant ist (aber dann könnte eine Bombe hochgehen!)
  • laut oder extrem ruhig
  • "Quasselstrippe", die schnell vom Thema abweicht
  • hat Probleme mit dem Warten auf Dran-Genommen-Werden
  • mischt sich ständig ein
  • kann sich nicht konzentrieren, wenn es Umgebungsgeräusche gibt
  • kann bei bestimmten Sachen regelrecht zwanghaft sein
Weiter ist es wichtig festzustellen, dass viele Kinder erst gar nicht mit ADD diagnostiziert sind, wenn sich also ein Kind mit o.g. Merkmalen eines ADD-Kindes darstellt, können folgende Strategien ebenfalls angewendet werden.

Klassenraum-Strategien für SchülerInnen mit Aufmerksamkeitsstörungen/ADHD

Neu formuliert in bezug auf die Strategien von Dr. F.C. Jarman (Melbourne, Australien)
  • Setzen Sie das Kind nach vorne in der Klasse mit einer Vorbildfunktion. Halten Sie es entfernt von anderen unruhigen, lauten SchülerInnen
  • Lassen Sie diese SchülerInnen z.B. Botengänge erledigen. Dieses ermöglicht ihnen, konstruktiv zu sein, es schafft Vertrauen, es gibt ihnen Bewegung und verbrennt Energie!
  • Überprüfen Sie, ob Sie Augenkontakt mit dem Kind und seine Aufmerksamkeit haben, bevor Sie eine Anweisung erteilen. Lassen Sie diese wiederholen. Schreiben Sie Aufgaben auf. Bauen Sie nicht auf das Gedächtnis des Kindes.
  • Stellen Sie "Lernpaare" mit FreundInnen zusammen, damit sich diese respektvoll Augaben erklären und verdeutlichen können.
  • Halten Sie Instruktionen kurz und punktgenau.
  • Gestehen Sie SchülerInnen Extrazeiten für Anweisungen und Prüfungen zu (15 Minuten pro Stunde). Legen Sie einen "ruhigen" Bereich fest, der von Ablenkungen während der Prüfungen frei ist.
  • Wenn ein Kind Schwierigkeiten mit den Hausaufgaben hat, verringern Sie die Menge. Ebenfalls kann es helfen, bei der Sache zu bleiben, wenn Hausaufgaben jeweils nach 15 Minuten für 5 Minuten unterbrochen werden.
  • Wenn es einen Ventilator im Raum gibt, setzen Sie die SchülerIn in dessen Nähe, denn er verursacht "weisse Geräusche" und filtert störende Geräusche heraus.
  • "Reite nie auf Kleinigkeiten herum!" Wenn Sie etwas durchgehen lassen können, tun Sie es. Versuchen Sie negative Reaktionen auf die SchülerIn wo möglich zu vermeiden. Bestrafen Sie nur grobe Verstösse.
  • Verwenden Sie einfache Hilfsmittel wie Ohrstöpsel, ein Stehpult (hervorragend für "Zappelphilippe"!)
  • Versuchen Sie immer, bei einer Sache zu bleiben. Schreiben Sie dies täglich an die Tafel.
  • Versuchen Sie, der betroffenen SchülerIn so viel Aufmerksamkeit zu geben, wie möglich ist. Beziehen Sie MitschülerInnen mit ein, um zu helfen. Bitten Sie um freiwillige Elternhilfe (vorzugsweise keine Elternteile vom betroffenen Kind) zur Unterstützung mit ausgesuchten anderen Kindern.
  • Lob, Lob, Lob! Dies braucht nicht mündlich zu sein. Eine ruhige Berührung, ein Wink, ein Kopfnicken und Lächeln ist manchmal alles, ohne die restliche Klasse zu stören. Sprechen Sie mit den Eltern, um eine Belohnungskarte mit Punkten zu erstellen, die zuhause "eingelöst" werden kann.
  • Belohnen Sie die ganze Klasse für das positive Verhalten des Zielkindes. "Ich bin wirklich zufrieden mit der Arbeit der Klasse heute morgen...... besonders mit dir, John!"
  • Finden Sie heraus, worin die auffällige SchülerIn gut ist und beziehen Sie dies ein.
  • Stellen Sie Extrazeit für dies Kind auf dem Klassencomputer zur Verfügung.
  • Sorgen Sie sich nicht zuviel um die Ordentlichkeit einer Arbeit, so lange diese erfüllt wurde.
  • Überprüfen Sie, ob Disziplinregeln verstanden und klar sind. Fragen Sie dies jede Woche neu von Grund auf ab.
  • Wenn Sie irgendeinen Zweifel an einem bestimmten Verhalten haben, bestrafen Sie es nicht gleich. Überstrapazierte Bestrafungen bleiben erfolglos.
  • UNTER KEINEN UMSTÄNDEN! Stellen Sie nie ein Kind vor der Klasse bloss oder äussern Sie sich dort negativ! Wenn Sie dies tun, dann sind SIE verantwortlich für die folgende Reaktion des Kindes.
  • BEHALTEN SIE SICH IMMER EINEN SINN FÜR HUMOR!
E-mail Gruppe für LehrerInnen, die Hilfe bei ADHD benötigen: www.groups.yahoo.com/group/ADDVicTeacherSupport (in Englisch!)
© Übertragung 2002 M. Kühn

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